Global trifft lokal - weltweite Prozesse vor Ort entdecken
Welche Wünsche haben Jugendliche, Ruheständler, Pendler, Neuankömmlinge und Alteingesessene an ihre Stadt und wie kann man diesen begegnen? Welchen Einfluss hat Globalisierung oder der Klimawandel auf den Geesthachter Alltag? Warum sind Hamburg und Bangladesch untrennbar miteinander verbunden?
Geografie stellt die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung von Stadt und Land her und ordnet zum Beispiel auch die Rolle des Flusses dabei ein.
Sie beleuchtet den Raum, in dem wir leben, aus verschiedenen Perspektiven und sensibilisiert Schüler*innen für die verschiedenen Bedürfnisse an diesen. Dabei reduziert das Fach dessen Komplexität auf das Greifbare.
Kaum ein anderes Fach lebt so sehr von der Vielfalt der Zusammenhänge. Ob Politik, Wirtschaft, Physik, Geschichte oder Englisch – wenn Weltwissen erworben wird, bedarf es an Wissen über die Prozesse der Welt. Verbindungen mit den anderen Schulfächern werden aufgegriffen, genutzt und gefördert. In Projekten werden diese Verbindungen bewusst unterstützt und eingebunden. Im Profil der Bertha-von-Suttner Gemeinschaftsschule sehen wir die stärkste Verknüpfung mit Geschichte und Wirtschaft/Politik gegeben und bieten das Profil in dieser Kombination an. Lernen findet nie isoliert statt. Geographie ist das Ergebnis dieser Überzeugung.
Geographie (griechisch für Abbild der Erde) bezieht seine Themen aus gesellschaftlichen und naturgeographischen Entwicklungen.
Daher bietet jeder Unterricht die Möglichkeit, tagesaktuell auf Neuigkeiten zu reagieren, zu diskutieren und diese in den bis dahin erworbenen Strukturen für sich selbst einzuordnen. Darin spielen Klimakongresse, internationale Konflikte und Präsidentschaftswahlen eine genauso wichtige Rolle, wie die Lokale Agenda 21 oder der Bau des neuen Wohngebiets in Schulnähe.
Das höchste Gebot der Geographielehrkräfte ist die Förderung von Überzeugungen, nicht das Übernehmen der Lehrermeinung zu fordern.
Das Fach lebt von seinem praktischen Bezug.
Experimente, Exkursionen, Entdeckungsreisen mit GPS-Gerät und ein reichhaltiger Methodenkoffer versorgen die Schüler*innen mit einer Auswahl aus Lerngelegenheiten und erlauben die Freiheit, den persönlichen Zugang zum Wissenserwerb zu finden.
Die Selbständigkeit des eigenen Lernprozesses, das kritische Hinterfragen und die eigene Positionierung erleben in allen Zugängen zum Thema besondere Beachtung.
Einführungsphase
In Klasse 11, der Einführungsphase, werden die Schüler*innen an das Ursache-Wirkungs-Prinzip herangeführt, in dem sie die globalen Herausforderungen in einer stetig zusammenwachsenden Welt erschließen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen selbständig durchdringen.
Schwerpunkt kann der Klimawandel bilden, der allerdings voraussetzt, dass die Gründe, als auch seine Auswirkungen auf die verschiedenen Lebensbereiche deutlich werden. Die Lehrkräfte behalten sich aber vor, den Schwerpunkt an die Klasse und aktuelle Geschehnisse anzupassen. Geographie wächst mit.
Aufbauend auf den erschlossenen Rahmen, folgt im zweiten Halbjahr eine Einführung in Stadtentwicklung, Stadtplanung und die Frage nach der Stadt der Zukunft. Stadt ist hierbei nicht das betonierte Konstrukt aus Straßen und Häusern, sondern das soziale Gebilde aus der Vielfalt seiner Einwohner*innen.
Qualifikationsphase 1
Die Qualifikationsphase startet in Klasse 12 mit den Bausteinen für das Verständnis wirtschaftlicher Entwicklungen und Prozesse. Die Frage, wie sich die Handelsbeziehungen in den letzten 100 Jahren verändert haben, schafft eine profunde Grundlage, um über zukunftsweisende und nachhaltige Ansätze zu diskutieren und neue, innovative Ideenzu entwickeln.
In Möglichkeiten zu denken, ist ein entscheidendes Ziel, bedarf aber auch der Einbeziehung kritischer Reflexion.Daher wird in 12.2 ein Blick in die Benachteiligung derer gestattet, die der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung handlungsunfähig gegenüberstehen. Der Blick auf Unterschiede zwischen hoch und gering entwickelten Ländernsoll dafür sensibilisieren, dass Wohlstand keine Frage der eigenen Entscheidung ist und ob das eigene Handeln dem entgegenwirken könnte.
Qualifikationsphase 2
Auf der Zielgeraden zum Abitur, in Klasse 13, werden dann alle bisherigen Themenfelder zusammen-geführt.
Das komplexe Thema Globalisierung mit seinen Strukturen, Verknüpfungen, Abhängigkeiten, wird analysiert, Global Player inspiziert und die Schüler*innen durch Zukunftsmodelle anhand der sich ergebenden Möglichkeiten nachhaltig inspiriert.
Ein Weiterdenken, wie jede*r Einzelne an der Gestaltung der Umgebung mitwirken kann, ist erwünscht.
Die Geographie wartet mit einem reichen Fundus an spielerischen, kreativen, innovativen und unkonventionellen Methoden auf, dass jeder Lerntyp umfassend mit Ideen und Lernmotivation versorgt wird.
Ob Karten im Kopf, Blinde Exkursion oder Geocaching für die räumliche Orientierung. Gruppenpuzzle, Expertengruppen oder das Kugellagermodell für das Lernen durch Lehren. Rollenspiele, Debatten oder Zukunftswerkstätten für den Perspektivwechsel. Die Auswahl an Optionen ist so zahlreich, dass jedes Thema und jeder Lerntyp mit den passenden Methoden bedient werden kann.
Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens, sowie der gewissenhaften Vorbereitung auf Klausuren und das Abitur finden natürlich auch den angemessenen Raum.
Das Wichtigste zum Schluss. Geographie findet draußen statt. Über die Welt lediglich im Klassenraum zu reden, kann realitätsferner kaum sein. Mit Exkursionen zu den Themengebieten jeden Halbjahres, sollen Schüler*innen die konkrete Umsetzung ihrer theoretischen Diskussionen entdecken können. Experimente vertiefen das Verständnis naturgeographischer Zusammenhänge. Orientierung wird durch Geocaching zum Erlebnis. Damit entdecken die Schüler*innen den eigenen Wohnort mit ganz anderen Augen und entwickeln ganz nebenbei die Kompetenz, sich anhand des Koordinatensystems zu bewegen.
AUSSERSCHULISCHES LERNEN ZUM THEMA STADTENTWICKLUNG
Was hat der Gabenzaun mit dem Thema Stadtplanung und -entwicklung zu tun? Und warum ist er immer wieder und seit ein paar Jahren in aller Munde? Nicht nur, dass das Wort Gabenzaun mittlerweile im deutschen Sprachgebrauch gegenwärtig ist; ist er auch zu einem kleinem, aber wichtigem Faktor im Bereich Stadtentwicklung geworden.
Denn der traurige Trend zur Wohnungslosigkeit ist seit Jahren ungebrochen. Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosigkeit e.V. waren im Verlauf des Jahres 2018 ca. 678.000 Menschen wohnungslos. Hinzu kommen schätzungsweise 41.000 Personen, die auf der Straße leben. Insgesamt stieg die Zahl der Betroffenen somit im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent an. Auch immer mehr Frauen, Jugendliche und Familien mit Kindern werden wohnungslos. Das klassische Bild einer wohnungslosen Person ist längst ausgetauscht und überholt und die “versteckte Bedürftigkeit” anders sichtbar geworden.
Diese Zahlen sind erschreckend hoch und verraten uns einiges über die Struktur von Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Ein trauriger Trend, dem mit Sozialwohnungsbau und Prävention entgegengewirkt werden kann und könnte. Und so sollte dieses Thema, sowohl in der Politik als auch in Schulen immer wieder ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts sein.
So dachte sich auch Lehrer Matthias [Otto] einer Gemeinschaftsschule aus Geesthacht und besuchte am vergangenen Donnerstag [und Freitag] (16./17.09.2021) mit […] seiner Schulklasse die Helfer des Gabenzaun-Teams. Hochmotiviert und mit mitgebrachten Obstspenden reihten sich die Schüler im Alter zwischen 17 - 19 Jahren vor und hinter den Gabentischen ein und bestritten die zweistündige Zaunzeit wie alte Profis. Selbstsicher, den Gästen zugewandt und auf Augenhöhe; mit einem kurzem Schnack und wahrhaften und ernsten Interesse an den bedürftigen Personen. Kleine Vorurteile wurden ganz schnell wegsortiert und durch neue, echte Erfahrungen ausgetauscht und verworfen.
Selbst die schüchternen und unsicheren Schüler brachen hervor und wuchsen für einen Moment über sich hinaus. Ein Treiben, welches Lehrer und Helfer wohlwollend und sichtlich entspannt aus der Ferne beobachten konnten. Berührungsängste? Fehlanzeige!
“Es sind doch alles Menschen, wie du und ich. Wir sind alle gleich!” Für einen so jungen Menschen klangen diese Worte sehr weise. Davon könnte sich so manch Erwachsene eine Scheibe abschneiden. Das Resümee des Tages - es hat allen gefallen und sie wollen nun noch mehr mit offenen Augen durch das Leben laufen. Und so fand das Projektthema “Stadtentwicklung” seinen Höhepunkt am Gabenzaun. […]
Am Freitag haben wir uns zudem sehr über die selbstgebackenen Köstlichkeiten von Alexa [Kiss] gefreut! Da leuchteten nicht nur bei den Gästen die Augen, sondern auch der ein oder andere Helfer freute sich, dass Alexa genug gebacken hatte, sodass zum Ende der Zaunzeit noch ein paar Muffins zum Verputzen übrig waren, bevor wir uns ins Wochenende verabschiedeten.
Lieben Dank an euch, lieben Dank an den Lehrer und allen Beteiligten!
Quelle:
Hamburger Gabenzaun e.V. am Hauptbahnhof
18. September 2021, 19:28 Uhr